Drei Tage Theresienstadt – was bleibt? Eine unvergessliche Reise mit unvergesslich berührenden Begegnungen

Was bleibt nach drei Tagen im tschechischen Terezin?
Betroffenheit, Unfassbarkeit, Traurigkeit, aber auch tiefe Dankbarkeit für die Gespräche mit den beiden Überlebenden Helga Pollak-Kinsky und Eva Merová. An diesem Ort erreichte die Perfidität des NS-Judenvernichtungsprogramms für fast 150.000 Häftlinge einen traurig zynischen Höhepunkt. Vorhof der Hölle von Auschwitz und anderen Vernichtungslagern. In Vorbereitung auf die Kinderoper „Brundibár“, die von Schülerinnen und Schülern der Gymnasien Krumau, Untergriesbach und Rohrbach zwischen 29. März und 2. April an allen Schulstandorten aufgeführt werden wird, verbrachten wir mit insgesamt 63 Teilnehmerinnen und Teilnehmern drei Tage in Terezin und einen Tag in Prag.  Als letzte von drei Exkursionen nach Wien und Nürnberg brachte sie uns jenen Ort, an dem „Brundibar“ von den Kindern Theresienstadts ab 1942 insgesamt 55 Mal gespielt wurde.

„Der Führer schenkt den Juden eine Stadt.“ – hinter dieser zynischen NS-Propagandalüge verbarg sich eine ganze Stadt als Ghetto mit katastrophalen Lebensbedingungen. Die meisten Häftlinge, darunter auch rund 8.000 (!) Kinder, wurden anhand von Transportlisten in die Vernichtungslager nach Polen deportiert. Die Höchstzahl an jüdischen Häftlingen aus verschieden Ländern Europas betrug in Terezin 1943 58.000 (!). Wir fragten uns: wo und wie um Gottes Willen haben all diese Menschen gelebt? Umso surrealer wirken die heute menschenleeren Straßen, die zum Teil unbewohnten Häuser – Terezin, verlassen triste Geisterstadt mit nur noch 2.000 Einwohnern. Die traurige Geschichte haftet dort an allem, unheimlich und beklemmend: Wir waren in der Magdeburger Kaserne untergebracht, auch ein Ort für zahllose Häftlinge…

 „Ich habe mich als kleines Kind gefragt, nachdem mir die Nazis meinen Kanarienvogel weggenommen haben: Wie kann ein Vogel eine Bedrohung für das Dritte Reich sein?“
So Eva Merová im Gespräch mit uns. Unvergesslich und so unendlich wertvoll sind die Begegnungen mit ihr und mit Helga Pollak-Kinsky (wir haben Helga bereits 2018 in Wien getroffen). Beide untergebracht ohne Eltern im Zimmer 28 (von rund 60 Mädchen überlebten nur 15), nach Auschwitz deportiert, wie durch ein Wunder überlebt… Zwei starke, beide mit 90 geistig und körperlich bewundernswerte Frauen mit erstaunlich unterschiedlicher Verarbeitung ihres Schicksals. Beide Lebensgeschichten gehen unter die Haut, beide gehören zu den letzten lebenden Zeitzeugen. Helga war zufällig in Terezin zu Dreharbeiten für einen Kinofilm, wir durften sogar ein kleiner Teil der Mitwirkenden sein. Die Schüler waren sichtlich gerührt. Und stolz! „Die Mädchen von Zimmer 28“ und „Eva Merová – Lebenslauf auf einer Seite“ kann ich als nahegehende Lektüre sehr empfehlen.

Ilse Weber, 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet, schrieb Gedichte und Lieder als Krankenschwester für die Kinder von Terezin. Ein kleines, ebenso unglaublich starkes Licht in der Finsternis des Ghettos. Sie geben Zeugnis über das unendliche Leid der Menschen:

        Mag. Ludmilla Leitner